Monday, March 16, 2020 - 21:27German

 

Manfred Junkert

Hauptgeschäftsführer

Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie e.V.

• Rückläufige Entwicklung der Umsätze der deutschen Schuhhersteller

• Gestiegener Außenhandel in 2019

• Trotz schwierigem Umfeld zuversichtlicher Ausblick für 2020

Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung

Die Verkaufserlöse der deutschen Schuhindustrie waren in 2019 leicht rückläufig. Der Umsatz der deutschen Schuhhersteller mit 50 oder mehr Beschäftigten ist in 2019 im Vergleich zu 2018 von 2,9 auf 2,8 Milliarden Euro gesunken. Dies entspricht einem Rückgang der Verkaufserlöse von 2,7 Prozent. Rund 80 Prozent des Umsatzes wurde im Inland erlöst. Mit 2,4 Milliarden Euro lag der Inlandsumsatz in 2019 1,8 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Während die Inlandsumsätze relativ stabil sind, bereiten die Auslandsmärkte Sorgen. Insgesamt ging der Auslandsumsatz der deutschen Schuhhersteller um 6,9 Prozent auf 491 Millionen Euro zurück. Der Großteil des Auslandsumsatzes wird in den Ländern der Eurozone erwirtschaftet. Im Vergleich zu 2018 ging der Auslandsumsatz in der Eurozone um 2,4 Prozent von 343,4 auf 335,1 Millionen Euro zurück. Der Auslandsumsatz der deutschen Schuhhersteller mit 50 oder mehr Beschäftigten mit dem sonstigen Ausland verringerte sich um 15,3 Prozent von 184,1 auf 155,8 Millionen Euro.

Trotz der rückläufigen Umsatzentwicklung bauen die Betriebe Beschäftigung auf. In 2019 waren insgesamt 15.708 Mitarbeiter in den Betrieben der deutschen Schuhhersteller beschäftigt. Damit ist die Beschäftigung im Vergleich zu 2018 um 2,0 Prozent gestiegen. Insbesondere unter dem Aspekt der Digitalisierung suchen und rekrutieren die deutschen Schuhhersteller verstärkt Mitarbeiter in den Bereichen IT und E-Commerce.

Preise

Die Erzeugerpreise sind für die Branche in 2019 im Vergleich zu 2018 leicht gestiegen: Während ein Anstieg der Erzeugerpreise für Sicherheitsschuhe von 2,0 Prozent vorliegt, ist für 2019 eine Zunahme der Erzeugerpreise von Schuhen mit Lederoberteil um 1,5 Prozent zu beobachten. Ein Anstieg der Erzeugerpreise ist auch für Lederwaren, Textilien und Bekleidung zu verzeichnen (Lederwaren: 0,3 Prozent; Textilien: 0,8 Prozent; Bekleidung: 1,2 Prozent). Insgesamt sind die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 1,1 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig sind die Verbraucherpreise insgesamt in Deutschland um 1,4 Prozent von 2018 auf 2019 gestiegen. Für Schuhe dagegen sind die Verbraucherpreise im selben Zeitraum nur um 0,2 Prozent angestiegen. Geringe Preisanstiege sind sowohl bei Damen- als auch Herrenschuhen mit insgesamt 0,2 Prozent bzw. 0,3 Prozent zu beobachten. Die Verbraucherpreise für Kinderschuhe blieben 2019 im Vergleich zu 2018 stabil.

Außenhandel

Exporte

In 2019 wurden 340,9 Millionen Paar mit einem Gesamtwert von 7,6 Milliarden Euro aus Deutschland ausgeführt. Im Vergleich zu 2018 entspricht dies einem Anstieg bei der exportierten Paarzahl um 10,2 Prozent. Der Wert der ausgeführten Schuhe ist um 9,9 Prozent von 6,9 auf 7,6 Milliarden Euro gestiegen. Der Durchschnittspreis eines aus Deutschland ausgeführten Schuhs betrug 22,27 Euro. Damit ist der durchschnittliche Preis der aus Deutschland exportierten Schuhe um 0,3 Prozent zurückgegangen.

Polen hat seine Stellung als wichtigstes Abnehmerland von Schuhen aus Deutschland ausbauen können. Von 2018 zu 2019 nahm die Ausfuhr von Schuhen aus Deutschland nach Polen nach 2017 noch einmal deutlich zu. Die ausgeführte Paarzahl stieg um 25,6 Prozent von 47,3 auf 59,5 Millionen Paar an. In 2017 und 2016 war Frankreich das größte Zielland von Schuhen aus Deutschland. Von 2018 zu 2019 ist die Ausfuhr von Schuhen aus Deutschland nach Frankreich um 10,2 Prozent auf 40,3 Millionen Paar gestiegen. Der Exportanteil von Schuhen nach Frankreich ist in 2019 stabil bei 11,8 Prozent geblieben. Zuwächse in der Ausfuhr von Schuhen liegen für wichtige Zielländer wie die Slowakei, den Niederlanden und Italien vor (Slowakei: + 10,3 Prozent auf 26,3 Millionen Paar; die Niederlande: + 3,1 Prozent auf 25,5 Millionen Paar; Italien: + 6,4 Prozent auf 23,0 Millionen Paar). Besonders dynamisch hat sich die Ausfuhr von Schuhen aus Deutschland in die Tschechische Republik entwickelt. In 2019 wurden 19,2 Millionen Paar Schuhe von Deutschland in die Tschechische Republik ausgeführt, was einem Plus von 46,8 Prozent im Vergleich zu 2018 entspricht. Der britische Markt verliert an Bedeutung für den deutschen Schuhexport. Der Ausfuhranteil von Schuhen für Großbritannien an allen aus Deutschland ausgeführten Schuhen ist von 2018 zu 2019 von 6,6 auf 5,6 Prozent gesunken. Während in 2018 noch 20,5 Millionen Paar Schuhe aus Deutschland in das Vereinigte Königreich ausgeführt wurden, waren es in 2019 nur noch 18,9 Millionen Paar Schuhe. Der Ausfuhranteil in die Länder der europäischen Union betrug 2019 an der Gesamtausfuhr von Schuhen aus Deutschland 86,7 Prozent. Wurden in 2018 noch 263,5 Millionen Paar in die EU-Mitgliedsstaaten exportiert, ist für 2019 eine Zunahme um 12,4 Prozent auf 296,3 Millionen Paar zu verzeichnen.

Die Ausfuhr von Schuhen mit Spinnstoffoberteil verbleibt auf hohem Niveau. 2019 hatte ungefähr jedes dritte aus Deutschland ausgeführte Paar Schuhe hatte ein Spinnstoffoberteil. Die ausgeführte Paarzahl von Textilschuhen stieg von 2018 zu 2019 um 10,4 Prozent von 112,5 auf 124,2 Millionen Paar an. Dies 

zeigt sich hauptsächlich bei Straßenschuhen und Sandalen mit Spinnstoffoberteil. Hiervon wurden in 2019 57,8 Millionen Paar ausgeführt, was im Vergleich zu 2018 einem Anstieg von 11,9 Prozent entspricht. Die internationale Nachfrage nach Sandalen ist ungebrochen. Hier liegen wie im Vorjahr zweistellige Wachstumsraten im Export vor (Sandalen mit Lederoberteil: + 16,5 Prozent auf 15,6 Millionen Paar; Sandalen mit Kunststoffoberteil: + 13,1 Prozent auf 44,2 Millionen Paar).

Importe

Im Jahr 2019 sind 3,1 Prozent mehr Schuhe eingeführt worden als in 2018. Die importierte Paarzahl stieg von 712,1 auf 734,4 Millionen Paar. Der Wert der importierten Schuhe ist gleichzeitig um 5,5 Prozent von 10,1 auf 10,7 Milliarden Euro gestiegen. Der Durchschnittspreis der in Deutschland eingeführten Schuhe erhöhte sich demzufolge in 2019 um 2,2 Prozent auf 14,59 Euro. In 2018 betrug der Durchschnittspreis eines importierten Paars Schuhe 14,27 Euro.

Die relative Bedeutung von China als wichtigstes Lieferland hat seit 2009 von Jahr zu Jahr abgenommen. Der Anteil an Schuhen aus China an der Gesamtmenge aller in Deutschland eingeführten Schuhe ist in den letzten Jahren mit der Ausnahme von 2018 kontinuierlich gesunken. In 2019 ist der Anteil an Schuhen mit Ursprung in China von 47,1 auf 46,5 Prozent gesunken. In der absoluten Anzahl an eingeführten Schuhpaaren liegen jedoch Zuwächse in der Einfuhr aus China vor. Bei den Paarzahlen ist ein Anstieg um 1,9 Prozent von 335,1 auf 341,4 Millionen Paar zu beobachten. Zuwächse sind auch für andere wichtige Lieferländer wie Vietnam, Indonesien und Indien zu verzeichnen (Vietnam: + 6,9 Prozent auf 112,5 Millionen Paar; Indonesien: + 10,4 Prozent auf 38,4 Millionen Paar; Indien: + 6,4 Prozent auf 21,3 Millionen Paar). Im Februar dieses Jahres hat das EU-Parlament dem Freihandels- und Investitionsschutzabkommen mit Vietnam zugestimmt. Teil des Abkommens sind unter anderem Reduktionen von Zöllen. Die deutsche Schuhbranche erhofft sich durch das Abkommen einen steigenden Handel mit und von Vietnam und begrüßt die geplanten verbesserten Investitionsbedingungen. Der Import von Schuhen aus Kambodscha ist in 2019 im Vergleich zu 2018 stark gestiegen und zwar um 10,7 Prozent. Während in 2018 noch 16,5 Millionen Paar Schuhe aus Kambodscha eingeführt wurden, sind in 2019 18,3 Millionen Paar Schuhe aus Kambodscha eingeführt worden. Die EU-Kommission beabsichtigt für viele Schuhe mit Ursprung in Kambodscha die Präferenzzölle zu entziehen. Dieser geplante umfassende Entzug der Zollpräferenzen und daraus denkbare Produktionsverlagerungen würden die kambodschanische Gesellschaft umfassend treffen, da mehr als eine Millionen Personen in Kambodscha in der Textil-, Bekleidungs- und Schuhindustrie beschäftigt sind.

Die verschiedenen europäischen Einfuhrländer entwickelten sich in unterschiedliche Richtungen. Zuwächse im Import liegen für Italien, Polen und Spanien vor (Italien: + 1,5 Prozent auf 32,1 Millionen Paar; Polen: + 26,2 Prozent auf 13,9 Millionen Paar; Spanien: + 3,2 Prozent auf 10,8 Millionen Paar). Rückläufig dagegen waren in 2019 die Schuhimporte aus den Niederlanden, Portugal und Frankreich (die Niederlande: - 10,1 Prozent auf 21,2 Millionen Paar; Portugal: - 8 ,5 Prozent Millionen Paar; Frankreich: - 0,2 Prozent auf 10,9 Millionen Paar).

Im Import gab es keine Verschiebungen hinsichtlich der Anteile zwischen den verschiedenen Schuhsegmenten. Schuhe mit Spinnstoffoberteil sind das bedeutendste Segment im Import. Wie bereits in 2018 lag in 2019 der Importanteil an allen in Deutschland eingeführten Schuhen bei 40 Prozent. Von 2018 zu 2019 stieg die importierte Paarzahl von Schuhen mit textilem Oberteil um 2,7 Prozent von 288,7 auf 296,4 Millionen Paar. Zuwächse im Import sind auch bei Schuhen mit Lederoberteil zu verzeichnen. Hier ist die Anzahl an importierten Schuhen mit Lederoberteil um 2,9 Prozent auf 189,8 Millionen Paar Schuhe gestiegen. Auch im Import zeigt sich die Nachfrage nach Sandalen. Von 2018 zu 2019 stieg die Anzahl an importierten Ledersandalen um 7,7 Prozent von 20,8 auf 22,5 Millionen Paar Schuhe.

Ausblick

Die Stimmung der deutschen Schuhhersteller war bis Anfang des Jahres von den aktuellen Entwicklungen im Außenhandel beeinflusst. Dies zeigt die aktuelle HDS/L-Konjunkturumfrage unter den deutschen Schuhherstellern: Drei Viertel der deutschen Schuhhersteller weist auf eine schlechte bis befriedigende Entwicklung des Umsatzes und der Auftragslage in den vergangenen drei Monaten hin. Das Exportgeschäft habe sich für die Hälfte der deutschen Schuhhersteller in den vergangenen drei Monaten nur befriedigend entwickelt. Ähnlich wie im Vorjahr ist eine Verbesserung des Auslandsgeschäfts in 2020 nicht zu erwarten. Während 40 Prozent von einem im Vergleich zu 2019 gleichbleibenden Exportgeschäft in 2020 erwarten, geht jeder vierte Schuhhersteller von einem rückläufigen Exportgeschäft in 2020 aus.

Vor Ausbruch des Coronavirus äußerten die deutschen Schuhhersteller ihre Erwartungen in der HDS/L-Konjunkturumfrage für den Umsatz und die Ertragslage. Zwei Drittel der Hersteller erwarteten unter den damaligen Bedingungen ein gleichbleibende Umsatzentwicklung in 2020 im Vergleich zu 2019. Ähnlich äußerten sich die deutschen Schuhhersteller zur Ertragslage. Trotz des sich verändernden Auslandsgeschäft ist ein gleichbleibendes Konsumklima in Deutschland zu erwarten. Das ifo-Institut kommt zu einer ähnlichen Prognose für die Schuhindustrie. Laut dem aktuellen ifo-Konjunkturspiegel erwartet etwa die Hälfte der deutschen Schuhhersteller eine stabile Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus – Frequenzrückgang in Innenstädten oder Quarantänemaßnahmen – sinken die Erwartungen allerdings für das laufende Jahr.

Von größter Bedeutung für den Absatz der deutschen Schuhhersteller ist der stationäre Einzelhandel. Im Durchschnitt wurden fast 90 Prozent des Absatzes der deutschen Schuhhersteller in 2019 im stationären Einzelhandel erzielt. Durchschnittlich wurde 5 Prozent des Absatzes im E-Commerce erzielt. Die Bedeutung der unterschiedlichen Vertriebswege wie die zwei genannten unterscheidet sich stark über die deutschen Schuhhersteller über deren zugrundeliegenden Absatzstrategie, deren Betriebsgröße und deren Produktschwerpunkt.

Pressemitteilung

HDS/L

9/3/2020