Saturday, September 19, 2020 - 13:31German

 

Manfred Junkert

Hauptgeschäftsführer

Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie e. V.

• Corona-Pandemie verursacht Umsatzeinbruch von einem Fünftel im ersten Halbjahr 2020

• Rückgänge bei Import und Export

• HDS/L fordert keine weiteren Belastungen, um wirtschaftliche Erholung zu ermöglichen

Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung

Die Corona-Pandemie hat den Aufwärtstrend der letzten Jahre in der deutschen Schuhindustrie beendet. Die weltweite Schließung von stationären Verkaufsstellen des Fachhandels hat die Umsätze der Industrie im ersten Halbjahr 2020 einbrechen lassen. Der Umsatz der deutschen Schuhhersteller mit 50 oder mehr Beschäftigten ist in den ersten sechs Monaten von 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 1,62 auf 1,28 Milliarden Euro gesunken. Dies bedeutet einen Rückgang der Verkaufserlöse um ca. ein Fünftel (-21,0 Prozent). Mit knapp einer Milliarde Euro lag der Inlandsumsatz um 22,5 Prozent unter dem Inlandsumsatz des ersten Halbjahres 2019. Der Auslandsumsatz verringerte sich im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 von 269 auf 232 Millionen Euro.

Die deutschen Schuhhersteller halten die Beschäftigung bisher dennoch stabil. Von Januar bis Juni 2020 beschäftigte die Branche im Monatsdurchschnitt 15.587 Mitarbeiter. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Anstieg von 0,7 Prozent. Dazu hat sicherlich wesentlich die von der Bundesregierung erweiterte Möglichkeit der Kurzarbeit beigetragen.

Preise

Der Anstieg bei den Erzeugerpreisen in der deutschen Schuhindustrie setzt sich trotz der Corona- Pandemie fort. Insgesamt sind die Erzeugerpreise für Schuhe um 0,6 Prozent im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 gestiegen. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den verschiedenen Schuhtypen. Während Anstiege bei den Erzeugerpreisen für Sicherheitsschuhe zu verzeichnen sind, sind die Erzeugerpreise für andere Schuhtypen um 0,5 Prozent zurückgegangen. Geringe Anstiege bei den Erzeugerpreisen sind für Textilien, Bekleidung und Lederwaren zu verzeichnen (Textilien: 0,2 Prozent; Bekleidung: 0,8 Prozent; Lederwaren: 1,2 Prozent). Insgesamt sind die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte im Vergleich vom ersten Halbjahr 2020 zum ersten Halbjahr 2019 um 1,1 Prozent gefallen.

Die Verbraucherpreise sind von Januar bis Juni 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent angestiegen. Für Schuhe insgesamt ist nur ein leichter Anstieg bei den Verbraucherpreisen von 0,7 Prozent zu verzeichnen. Bei Herrenschuhen sind die Verbraucherpreise sogar um 0,5 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 gefallen. Anstiege liegen bei Damenschuhen (+0,8 Prozent) und Kinderschuhen (+2,4 Prozent) vor.

Außenhandel

Exporte

Im ersten Halbjahr 2020 wurden 146,4 Millionen Paar Schuhe mit einem Gesamtwert von 3,2 Milliarden Euro aus Deutschland ausgeführt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 entspricht dies einem Rückgang der exportierten Paarzahlen um 17,9 Prozent. Der Wert der exportierten Schuhe fiel um 14,5 Prozent von 3,7 auf 3,2 Milliarden Euro. Der Durchschnittspreis eines exportierten Schuhs betrug 21,79 Euro im ersten Halbjahr 2020, was einem Anstieg von 4,2 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 entspricht.

Die Ausfuhr von Schuhen ist aufgrund der Corona-Pandemie dramatisch eingebrochen. In vielen wichtigen Exportländern ist die Ausfuhr zweistellig um 14 bis 36 Prozent zurückgegangen. Eine Ausnahme ist Polen: Im wichtigsten Abnehmerland von Schuhen aus Deutschland hat sich die exportierte Zahl von 30,4 Millionen Paar Schuhen im ersten Halbjahr 2019 nur um 1,8 Prozent auf 29,9 Millionen Paar im gleichen Zeitraum 2020 verringert. Für andere wichtige Abnehmerländer sind dagegen zweistellige Rückgänge im Export zu verzeichnen (Frankreich: -15,9 Prozent auf 17,8 Mio. Paar; Slowakei: -22,5 Prozent auf 11,1 Mio. Paar; Italien: -20,5 Prozent auf 9,1 Mio. Paar). Der britische Markt steht vor ungeahnten Herausforderungen. Bislang war es „nur“ die Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbeziehungen mit der EU. Nun sorgt das Coronavirus für eine handfeste britische Wirtschaftskrise von historischem Ausmaß. Dies zeigt sich auch in der Schuhbranche. Die Ausfuhr von Schuhen aus Deutschland in das Vereinigte Königreich ist in den ersten sechs Monaten von 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28,8 Prozent von 9,1 auf 6,5 Millionen Paar gesunken.

Der europäische Binnenmarkt ist von entscheidender Bedeutung für den deutschen Außenhandel mit Schuhen. Im ersten Halbjahr 2019 betrug der Anteil der in EU-Länder ausgeführten Schuhe an allen aus Deutschland ausgeführten Schuhen 85,4 Prozent. Dieser Anteil ist im ersten Halbjahr 2020 auf 88,0 Prozent gestiegen. In den ersten sechs Monaten von 2020 wurden 128,9 Millionen Paar Schuhe aus Deutschland in die Länder der Europäischen Union ausgeführt. Im Vergleich zum Zeitraum Januar bis Juni 2019 ist die absolute Anzahl an exportierten Schuhen in die Länder der Europäischen Union um 17,4 Prozent zurückgegangen.Seite 3

Exporteinbruch in allen Schuhsegmenten: Während in den ersten sechs Monaten von 2019 66,3 Millionen Paar Schuhe mit Spinnstoffoberteil aus Deutschland exportiert wurden, wurden von diesem Schuhtyp im gleichen Zeitraum 2020 52,9 Millionen Paar Schuhe ausgeführt. Dies entspricht einem Rückgang von 20,2 Prozent. Ähnliche hohe Rückgänge liegen bei anderen Schuhtypen vor (Schuhe mit Lederoberteil: -16,4 Prozent auf 39,3 Mio. Paar; Schuhe mit Kunststoffoberteil: -16,0 Prozent auf 49,9 Mio. Paar).

Importe

In den ersten sechs Monaten von 2020 wurden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund ein Siebtel weniger Schuhe eingeführt. Im ersten Halbjahr 2020 wurden 333,9 Millionen Paar Schuhe in Deutschland importiert. Der Importwert fiel von 5,2 auf 4,7 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 8,8 Prozent entspricht. Der Durchschnittspreis eines importierten Paars Schuhe ist um 7,0 Prozent auf 14,23 Euro gestiegen.

China ist der weltweit größte Produzent von Schuhen, weshalb die Schuhindustrie schon früh vom Ausbruch des Coronavirus betroffen war. Dies zeigt sich speziell im Import. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 ist die Einfuhr von Schuhen aus China nach Deutschland um fast ein Viertel von 190,8 auf 145,4 Millionen Paar zurückgegangen. Für andere Lieferländer ist der Rückgang geringer. Im Zeitraum Januar bis Juni 2020 wurden 56,7 Millionen Paar Schuhe aus Vietnam nach Deutschland eingeführt. Dies entspricht gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 nur einem Rückgang von 3,0 Prozent. Zum 1. August ist das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam in Kraft getreten. Dies ist ein wichtiges Zeichen in Zeiten von zunehmenden protektionistischen Maßnahmen. An Bedeutung für den Import hat Indonesien gewonnen. Hier stieg die Anzahl an importierten Schuhen von 19,0 auf 20,7 Millionen Paar Schuhe um 8,5 Prozent.

Die europäischen Lieferländer sind massiv von der Corona-Pandemie betroffen. Während die Einfuhr von Schuhen aus Portugal nach Deutschland in den ersten sechs Monaten von 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21,4 Prozent auf 5,2 Millionen Paar gesunken ist, wurden 14,0 Prozent weniger Schuhe aus Spanien in Deutschland eingeführt.

Die Rückgänge im Import unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Schuhtypen. Ein einstelliger Rückgang von 9,9 Prozent liegt für Schuhe mit Lederoberteil vor. Gleichzeitig liegen zweistellige Rückgänge bei Schuhen mit Kunststoffoberteil und Schuhen mit Spinnstoffoberteil vor (Schuhe mit Kunststoffoberteil: -14,1 Prozent auf 107,6 Mio. Paar; Schuhe mit Spinnstoffoberteil: -16,6 Prozent auf 132,7 Mio. Paar). Während die Einfuhr von Straßenschuhen mit Lederoberteil um 6,5 Prozent von 68,3 auf 63,8 Millionen Paar gesunken ist, ist die importierte Anzahl an Straßenschuhen mit Kunststoffoberteil um 19,0 Prozent von 47,9 auf 38,1 Millionen Paar zurückgegangen.

PRESSEINFO

HDS/L
 

2 september 2020